Lernen und Inner Work
Als Anhängerin Konstruktivistischer Lerntheorien gehe ich davon aus, dass Lernen ein aktiver Konstruktionsprozess ist. Grob umrissen findet das Lernen in uns selbst statt. Es ist eine Leistung unseres Gehirns, Reize aus der Umwelt wahrzunehmen und zu einer eigenen, individuellen Repräsentation der Wirklichkeit zusammenzufügen. Informationen werden in diesem Prozess anhand vorheriger Erfahrungen interpretiert. Also spielen auch individuelle Vorerfahrungen eine große Rolle. Sie sind sozusagen eine Art Anker, an dem Neues andocken kann.
Das klingt zwar etwas abstrakt, aber es eröffnet ganz neue Möglichkeiten für das berufliche Lernfeld – und natürlich alle anderen Lernfelder unseres Lebens.
Aus diesem Grund greifen Lernen und Inner Work – also Arbeit an der Haltung und am Verhalten – ineinander. Die potentiellen „Erfolge“, die du als Lernender hast, hängen ganz eng mit deinem Selbstbild, deiner Haltung und deinen Werten zusammen.
Der innere Schweinhund
Du kennst das sicher auch: eigentlich weißt du, dass du nächste Woche eine wichtige Prüfung hast, aber irgendwie kannst du dich nicht motivieren. Alles erscheint spannender als zu lernen. Je näher der Prüfungstermin rückt, desto größer wird die ablehnende Haltung zum Lernen. Gerade bei sehr langfristig angelegten Prüfungszeiträumen kann das zu einem Riesenproblem werden, weil kurz vor Ultimo nichts mehr geht. Prüfungsangst und Panik sind ganz schlechte Berater.
Um diese Startschwierigkeiten nicht zu echten Lernblockaden werden zu lassen, hilft ein Blick mal genau hinzuschauen. Was spielt dir da eigentlich einen Streich? Um diese Lernbarrieren kleiner zu machen kann methodisch das Modell des Inneren Teams von Schulz von Thun weiterhelfen.
Ein positives Selbstbild
Eine gute Einstellung zu sich selbst und den eigenen Fähigkeiten ist der eigentliche Motor für gute Lernergebnisse. Jeder kann eigentlich – fast – alles lernen. Hier liefert das Growth Mindset von Carol Dweck tiefgreifende Erkenntnisse, die mit vielen Vorurteilen aufräumen. Besonders hilfreich finde die den Gedanken, den Blick auf Fehler zu ändern. Das Motto ist nach der Theorie von Dweck: Nicht du kannst das nicht, sondern du kannst das NOCH nicht. Das eröffnet eine komplett neue Haltung, denn schließlich ist jede Bewertung einer Leistung nur eine Momentaufnahme. Was zählt im schulischen Kontext wie auch im beruflichen Leben ist doch die Entwicklung und Veränderung. Echte Lernbereitschaft eben!
Kleiner Lern-Hack
- Was war dein größter Lernerfolg in der letzten Woche?
- Was war das genau für ein Lernerlebnis?
- Mit Blick auf deinen Lebenslauf: in welcher Situation oder in welchem Umfeld hast du besonders gut gelernt?
- Welcher Lernerfolg hat dich zum Lächeln gebracht?
Lese-Tipps zum Thema:
- Carol Dweck, Selbstbild
- Friedmann Schulz von Thun, Miteinander reden